Ein Interview mit dem Initiator der Petition.

FightForFlight#T1D – Pilots with Type 1 Diabetes – eine Petition, die seit kurzem die Fliegerkreise aufgewühlt hat.
Hallo Jonas,
vielen Dank, dass wir heute ein kleines Interview mit Dir machen dürfen. Zur kurzen Info an unsere Leser / Follower – du hast vorgestern eine Petition gestartet und diese hat bereits große Reichweite in den sozialen Medien erreicht. Beschreibe uns doch kurz, worum es in der Petition geht und ein bisschen was zu deiner Person / deiner Rolle dabei.
Hey Julia :),
aber sehr gerne doch!
Ja genau, das ist richtig! In der Petition geht es darum, insulinpflichtigen Typ-1 Diabetikern das Fliegen im Zuständigkeitsbereich der EASA möglich zu machen. Außerhalb der EU gibt es da schon einige Möglichkeiten. Ein Beispiel, welches ich immer gerne bringe, ist das man in den USA mittlerweile damit Berufspilot werden darf. Ich selbst bin davon betroffen, da ich im Jahr 2009 mein Medical aufgrund dieser Krankheit verloren habe. Seither habe ich viel recherchiert, aber leider erst vor kurzem Leidensgenossen gefunden, mit denen ich das jetzt angehe. Wenn man vor so einem riesen Thema gefühlt alleine steht, scheint das Ganze hoffnungslos. Aber selbst durch den Start der Petition haben wir so viel positives Feedback, Kontakte und Möglichkeiten bekommen. Das hat sich also quasi jetzt schon gelohnt :)! Schauen wir mal, wo uns das Ganze hinführt!

Jonas Karbach, der Initiator der Petition FightForFlight#T1D – Pilots with Type 1 Diabetes
Du erzählst davon, dass es lange gedauert hat Leidensgenossen zu finden. Hast du diese über einen Verband gefunden oder gar per Zufall?
Im Januar 2020 hat eine Person bei der EASA im Forum einen Beitrag zu dem Thema „Insulin treated diabetes“ erstellt. Da dachte ich mir schon „Mal sehen was daraus wird, die richtige Anlaufstelle ist es ja schon einmal“. Als ich dann gesehen habe, dass u.A. auch Mitarbeiter der EASA dort Antworten gegeben haben, war es Zeit für mich, sich dort einzuklinken. Somit erstellte ich meine ersten Beiträge. Nach und nach fanden sich immer mehr „Leidensgenossen“ dort ein. Und ich bin ja nicht menschenscheu^^ Also habe ich Kontakt zu einigen aufgenommen und somit nach und nach mehrere Leute kennengelernt, die das gleiche Problem haben. Und ich hoffe, dass sich nun dadurch immer mehr Leute finden lassen 🙂
https://www.easa.europa.eu/community/topics/insulin-treated-diabetes

Momentan ist Jonas so nur noch mit anderen Piloten unterwegs. Die Freude und Passion am fliegen hat er seit seiner Diagnose nicht verloren.
Finde es super, wie engagiert und offen du das Thema angehst! Es ist sicher nicht leicht, wenn man auch Rückschläge einstecken muss. Welche Rückschläge hast du auf deiner Suche nach einer Lösung bisher schon erfahren müssen?
Rückschläge mag ich das gar nicht unbedingt nennen. Der Rückschlag den ich hatte, war der Verlust des Medicals. Zwischendurch gab es immer mal wieder kleinere Hoffnungen. Aber das war dann eher so: Man hat was gelesen, dachte sich“ Geil, das könnte was sein“, investiert jede Menge Energie und Recherche da rein und findet dann wie auf einer Packungsbeilage im Kleingedruckten: „Achso übrigens, wenn sie nachmittags schonmal spazieren waren und auf der Strecke ein Kühlschrank auf dem Gehweg zu ihrer Linken stand, dann geht das doch nicht.“ #ClownGefrühstückt 😀
😂 Sehr cool, mit wie viel Humor du dabei bist. Aber mal im Ernst – viele die die Materie nicht kennen, können gesundheitliche Risiken nicht wirklich abschätzen. Wie hoch sind die Risiken deiner Meinung nach und was sagen führende Fliegerärzte zu diesem Thema?
Das kann ich relativ kurz beantworten. Ich hänge sehr an meinem Leben und habe definitiv den notwendigen Respekt mit Diabetes zu fliegen. Aber ich würde keinesfalls mein Leben riskieren. Mit der heutigen Technik sollte das in meinen Augen kein Problem darstellen. Und seit ich kein Medical mehr habe, fliege ich ja trotzdem nach wie vor viel als Gast mit. Zwischenfälle bzgl. Diabetes hatte ich seitdem keinen einzigen in der Luft.
Was führende Fliegerärzte zu explizit diesem Thema sagen, weiß ich leider nicht.
Das wäre sicherlich interessant hier mal Fliegerärzte zu befragen.
Die Petition ist ja nun seit drei Tagen online und es haben schon weit mehr als 1.000 Leute unterschrieben – Wahnsinn! Gratulation!
Hast du damit gerechnet? Was hat sich seit dem Start der Petition alles getan?
Mit Sicherheit, aber bei so vielen Plänen und Ideen, die wir gerade schmieden, kann sowas bestimmt auch noch mit auf die Liste aufgenommen werden 🙂
Dass die Petition so gut Anlauf nimmt hätte ich wirklich nicht gedacht. Ich dachte „Joa, stellen wir das Ding mal online und schauen ob wir die 100 zusammenbekommen.“ Am nächsten Tag abends waren wir bei ca. 1000 Stimmen. Viele mögen wohl auch der Meinung sein, eine Petition bringt vllt. nichts. Wir sagen aber jetzt schon: Alleine bis hier hin hat es schon sooo viel gebracht! Alleine die Möglichkeiten, die Kontakte, das positive Feedback und die reine Unterstützung geben uns schon so viel Kraft das Ganze weiter voran zu treiben. Man ist definitiv nicht alleine!
Danke für deine Zeit und wir werden definitiv sehr gespannt deine Reise zurück ins Cockpit weiter verfolgen!
Das Interview wurde am 03. Mai von der stellv. Bundesjugendleiterin Julia mit dem Petitionsinitiator Jonas Karbach geführt.

Wir drücken Jonas die Daumen, dass die EASA aufmerksam wird und nochmals die aktuellen Gesetze überprüft und er so hoffentlich bald wieder als PIC abheben darf!
Weitere Presseveröffentlichungen zu diesem Thema:
Artikel im Aerokurier